Wo warst Du, als das Klima kippte?

Gefangen in der Verdrängungs-Schleife

 

Wir alle sind verstrickt in das Netz der globalen Klimakrise – jede Entscheidung, jeder Konsumakt trägt seinen Teil bei - der echte Preis dafür wird irgendwo auf der Welt bezahlt. Doch trotz des Wissens darum scheinen wir wie gelähmt, unfähig, den Kurs zu ändern. Die Verdrängung, ein psychologischer Mechanismus, der uns erlaubt, den Alltag zu meistern, ohne von der Last des Wissens erdrückt zu werden, spielt hier die zentrale Rolle. Sie ermöglicht es uns, auf das unmittelbar Notwendige zu fokussieren und die drohende Katastrophe zu vergessen. Sie ist zu einem Massenphänomen mutiert, das die notwendige Veränderung blockiert – zudem ist sie ein willkommener Ansatzpunkt all derer, die auf ihren fossilen Geschäftsmodellen beharren und bremsen, wo immer es möglich ist. Sie sind leider Profis darin, das hat uns schon Jahrzehnte der Untätigkeit gekostet. 

 

Zwischen Trauer und Wut

 

Für jene, die sich dem Luxus der Ignoranz nicht hingeben können oder wollen, wird die emotionale Belastung oft überwältigend. Solastalgie, ein Gefühl des Verlustes, das entsteht, wenn die Heimat vor unseren Augen zerstört wird, Klimaangst und -trauer sind Begriffe, die immer häufiger von diagnostizierenden Psychologen zu hören sind. Sie beschreiben die tiefe Verzweiflung und Wut über die Zerstörung unserer Welt und das Versagen derer, die handeln könnten. Diese Emotionen sind mächtig, können lähmen und krank machen. „Die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische Katastrophe, sondern auch eine Katastrophe für die psychische Gesundheit der Menschen weltweit“, so der Psychologe Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg von der Medical School Hamburg. Wenn junge Klimaaktivisten Straßen blockieren, um ihren Protest zu bekunden, wäre aus dieser Perspektive mitfühlende Empathie wesentlich angebrachter als die Kriminalisierung, die sie erfahren.


„Schon heute leiden viele Menschen psychisch und körperlich an den Folgen der Klimakrise: Empathie, also die Fähigkeit, die Emotionen und das Leiden einer anderen Person wahrzunehmen, kann daher ein zentraler Motivator dafür sein, dass sich eine Person für den Klimaschutz engagiert. Dies könnte zu mehr Einsatz im Kampf gegen die Klimakrise führen.“ (Wissenschaftler der Universität Groningen)  


Versagen von Politik und Wirtschaft: Das Zeitalter der Verblendung

 

Politik und Wirtschaft scheinen nicht nur unfähig, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren, sondern tragen durch stetiges Wachstumsstreben und Profitmaximierung aktiv zu ihrer Verschärfung bei. Die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Wirtschaftsweise sind schlichtweg nicht kompatibel, wenn es um Nachhaltigkeit und Degrwoth geht. Amity Ghosh in seinem Werk „Die große Verblendung – Der Klimawandel als das Undenkbare“ beschreibt treffend, wie tief die Menschheit in einem Zeitalter der Verblendung steckt, in dem die notwendigen, radikalen Änderungen unvorstellbar scheinen. Und so grassiert in Politik und Ökonomie die Mär vom grünen Wachstum, das es nicht gibt. Dr. Daniel Deimling, BWL- und Nachhaltigkeitsprofessor, bringt es auf den Punkt: „Was unerträglich ist, ist die zynische Heuchelei und das scheinheilige Gerede vom grünen Wachstum entgegen aller empirischen Belege.“ (Grünes Wachstum gibt es nicht) Soviel dazu. 


 „Wenn Sie mich fragen: Sind wir am Ar..., ist meine Meinung: Ja, sind wir. Ich weiß nicht, ob wir da rauskommen.“

(Joko Winterscheid/Bilanz am Ende seiner Klima-Doku, 2024)


Selbstwirksamkeit und Resilienz: Wege aus der Ohnmacht

 

In einer Zeit, in der nicht nur große Lösungen ausbleiben, sondern dadurch auch noch das Leben zwangsläufig herausfordernder, härter und ungerechter werden wird, wird die persönliche Resilienz zum Schlüssel. Resilienz, die Fähigkeit, mit Stress und Unsicherheiten umzugehen und daraus gestärkt hervorzugehen, stützt sich auf eine positive Einstellung, Emotionsregulation, starke soziale Bindungen und effektive Problemlösungsfähigkeiten.

 

Selbstwirksamkeit, das Vertrauen in die eigenen Handlungsmöglichkeiten, kann uns befähigen, aktiv zu werden und Veränderungen im eigenen Umfeld anzustoßen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind motivierter, nachhaltige Verhaltensweisen zu adoptieren, da sie überzeugt sind, einen Unterschied machen zu können. Und den kann tatsächlich jeder machen und dabei das Gefühl der Ohnmacht hinter sich lassen, um psychisch gesund bleiben.

 

Aktivität statt Resignation!  

 

Die Klimakrise ist eine Realität, der wir uns nicht entziehen können. Doch statt in Resignation zu verfallen, ist es Zeit, aktiv zu werden und Teil der Lösung zu sein. Wo warst du, als die Klimakrise kippte? Diese Frage sollten wir nicht nur uns selbst stellen, sondern auch all jenen, die die Macht und die Mittel haben, wirklich etwas zu verändern. Lassen wir es nicht zu, dass zukünftige Generationen uns vorwerfen, nicht gehandelt zu haben, als es noch möglich war. Es ist höchste Zeit für einen konsequenten BrainChange. Jetzt! 

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