Die große Illusion, die aus der Verdrängung wächst

Die unbequeme Wahrheit über die kollektive Verdrängung

 

Willkommen im Anthropozän, dem Zeitalter der großen Illusionen, geboren aus falschen Vorstellungen und konsequenten Trugschlüssen! Während der Planet sich aufheizt, brennt und Arten massenhaft aussterben, schließen wir kollektiv die Augen. Ausgiebige Verdrängung macht es uns möglich, unangenehme Wahrheiten ins Unbewusste zu verbannen. Doch das eigentliche Problem wird dadurch nicht gelöst. Im Gegenteil, es wächst. Denn leider sind Klimakrise und Artensterben keine Märchen, die wir so einfach wegignorieren können. Unsere Verdrängung sorgt lediglich dafür, dass wir uns nicht den dringend notwendigen Veränderungen stellen. Aber das ist noch lange nicht alles.

 

Denn Verdrängung führt zu einer inneren Spaltung: Wir fühlen uns zwar kurzfristig sicher, aber tief im Inneren wissen wir, dass wir die Realität verleugnen. Diese innere Spaltung kann zu psychischen Belastungen führen, da das Unterbewusstsein ständig gegen die unterdrückten Wahrheiten ankämpft. Das ständige Ignorieren der Probleme führt zu einem kollektiven Zustand der Verleugnung, der unsere Fähigkeit, effektiv zu handeln, lähmt.

Projektion: Die Schuldigen sind immer die anderen

 

Wen machen wir verantwortlich? Die Politiker, die anderen Länder, die Wirtschaft, die Konzerne, Superreiche usw. (Schuldprojektion). Das ist Projektion in ihrer reinsten Form. Statt die eigenen Anteile an der Krise zu erkennen, schieben wir die Schuld auf andere. Fossile Profiteure nutzen diesen Mechanismus geschickt aus. Sie schüren die Illusion, dass wir selbst nichts ändern müssen, und finanzieren seit Jahrzehnten mit Unsummen Klimaleugnung. Heute, nachdem die Klimakrise evident und nicht mehr ernsthaft zu leugnen ist, schwenken sie um. Nunmehr behaupten sie, wir könnten die Emissionen durch Technologien in den Griff bekommen. Geht bis heute nicht wirklich effizient, aber egal! Hauptsache nicht raus aus den fossilen Brennstoffen, denn da hängen superprofitable Geschäftsmodelle dran.  

 

Aber mehr noch: Die innere Ab-Spaltung des Einzelnen spiegelt sich in der äußeren Gesellschaft wider. Menschen, die die verdrängte Schuld und Verantwortung in sich zulassen und offen über die Probleme sprechen, werden mit Unmut oder Aggression konfrontiert. Diese negative Reaktion entsteht, weil sie die verdrängten und abgelehnten Aspekte der eigenen Psyche widerspiegeln. Das führt gesellschaftlich zu einem unsäglichen Diskurs, einer Verrohung der Debatte und letztendlich zur gesellschaftlichen Spaltung. Diese äußere Spaltung manifestiert sich in Polarisation und Feindseligkeit zwischen verschiedenen Gruppen. Das erklärt auch die aggressiven Szenen, in denen Autofahrer brachial gewaltsam mit ihren Fahrzeugen auf Klimakleber losgehen - ein Unding, das strafrechtliche Konsequenzen haben muss! Anstatt zusammenzuarbeiten, um Lösungen zu finden, verstärken diese Konflikte nur die bestehenden Probleme und machen kollektiv getragene Lösungen unmöglich


"Psychoanalytisch gesehen gibt es in dieser gefährlichen Situation zwei Wege: Der eine ist, die Realität anzunehmen, was schmerzlich ist und harte Arbeit bedeutet. Der andere Weg führt zur Spaltung. Man spaltet also, aber man spaltet nicht nur, sondern dämonisiert auch. Man kreiert ingroups und verteufelte outgroups, also Gruppen, zu denen man sich zugehörig fühlt, und solche, von denen man sich abzugrenzen versucht - als Individuum, aber auch gesellschaftlich."

(Sally Weintrobe, Psychoanalytikerin / Interview-Link)


 Artensterben: Ein weiteres verdrängtes Desaster

 

Während wir uns mehrheitlich nach wie vor im Konsumrausch verlieren, verschwinden jeden Tag unzählige Arten von diesem Planeten. Doch wer will das schon hören? Verdrängung schützt uns vor der unangenehmen Realität, dass unser Lebensstil direkt zum Artensterben beiträgt. Auch hier verdrängen wir die Probleme, was im Endeffekt zu einer unsäglichen gesellschaftlichen Polarisierung führt. Die Profiteure des Status Quo treiben diese Spaltung natürlich gerne voran, indem sie den Naturschutz als Bedrohung für die Wirtschaft darstellen. Letztendlich entziehen sie sich mit aller Macht dem stimmigen Argument, dass es ohne eine intakte Ökologie keine funktionierende Ökonomie mehr geben wird. Die Wahrheit ist: Sie schützen ihre Profite auf Kosten unserer Zukunft

Zeit aufzuwachen: Selbstreflexion und kollektives Handeln

 

Es ist an der Zeit, die großen Illusionen zu durchbrechen. Wir müssen uns unserer Verdrängungs- und Projektionstendenzen bewusst werden. Ein offener und ehrlicher Dialog über die Ursachen und Folgen der Klimakrise und des Artensterbens ist notwendig. Fossile Profiteure haben lange genug von unserer Ignoranz profitiert. Erfolgreiche Bürgerdialoge und partizipative Entscheidungsprozesse zeigen, dass wir gemeinsam Lösungen finden können. Indem wir diese Mechanismen erkennen und überwinden, können wir als Gesellschaft zusammenarbeiten, um die globalen Krisen zu bewältigen. Jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, indem er Verantwortung übernimmt und aktiv an der Bewältigung der Herausforderungen mitarbeitet (Ein Interview mit Katharina von Bronswijk, der Sprecherin von Psychologists/Psychotherapists for Future, über den Umgang mit der Klimakrise, finden Sie hier). Die Zeit zum Handeln ist jetzt – für uns und für zukünftige Generationen. Deshalb raus aus der Verdrängung, raus aus den Illusionen, rein in die Realität und MACHEN! 

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#GemeinsamHandeln

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